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thc_recht:li360506 [2011/09/11 10:42] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1thc_recht:li360506 [2019/05/07 15:40] sos
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 **THC-Produkte weisen ein sehr geringes Gefährdungspotenzial auf. Etliche THC-Konsumierende stellen ihren Konsum im Alter zwischen 30 und 40 Jahren ein oder reduzieren die Menge drastisch. Dies praktisch ohne Entzugssymptome.** **THC-Produkte weisen ein sehr geringes Gefährdungspotenzial auf. Etliche THC-Konsumierende stellen ihren Konsum im Alter zwischen 30 und 40 Jahren ein oder reduzieren die Menge drastisch. Dies praktisch ohne Entzugssymptome.**
  
-==== Zum Begriff Toleranz ====+===== Zum Begriff Toleranz =====
  
 Toleranz meint, dass bei gleich bleibender Dosis die Wirkung abnimmt und folglich die Dosis erhöht werden muss, um denselben Effekt zu erlangen. Es wird für nahezu jede Cannabiswirkung eine Toleranzentwicklung beschrieben. Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig erforscht. Man geht von einer Anpassung der Cannabisrezeptoren im Gehirn aus. Dabei nimmt die Geschwindigkeit des Abbaus der Cannabinoide zu, die Reizschwelle der Rezeptoren erhöht sich und die Anzahl der Rezeptoren nimmt ab. Alle diese Veränderungen sind jedoch reversibel, das heisst, dass sie nach einer gewissen Abstinenzdauer wieder in die Ausgangslage wie vor dem Konsum zurückkehren.  Toleranz meint, dass bei gleich bleibender Dosis die Wirkung abnimmt und folglich die Dosis erhöht werden muss, um denselben Effekt zu erlangen. Es wird für nahezu jede Cannabiswirkung eine Toleranzentwicklung beschrieben. Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig erforscht. Man geht von einer Anpassung der Cannabisrezeptoren im Gehirn aus. Dabei nimmt die Geschwindigkeit des Abbaus der Cannabinoide zu, die Reizschwelle der Rezeptoren erhöht sich und die Anzahl der Rezeptoren nimmt ab. Alle diese Veränderungen sind jedoch reversibel, das heisst, dass sie nach einer gewissen Abstinenzdauer wieder in die Ausgangslage wie vor dem Konsum zurückkehren. 
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 Untersuchungen zur Toleranz zeigen oft, dass mit anhaltendem Konsum die positiven Effekte, wie zum Beispiel die Euphorie (Glücksgefühle), mit der Zeit abnehmen. Aber auch physiologische (körperliche) Komponenten, wie zum Beispiel die Erhöhung der Herzfrequenz, vermindern sich zunehmend.  Untersuchungen zur Toleranz zeigen oft, dass mit anhaltendem Konsum die positiven Effekte, wie zum Beispiel die Euphorie (Glücksgefühle), mit der Zeit abnehmen. Aber auch physiologische (körperliche) Komponenten, wie zum Beispiel die Erhöhung der Herzfrequenz, vermindern sich zunehmend. 
  
-==== Zum Begriff Entzugssymptome ====+===== Zum Begriff Entzugssymptome =====
  
 Die häufigsten Entzugssymptome, die von den Cannabiskonsumierenden beschrieben werden, nachdem sie den Konsum eingestellt haben, sind: Angst, Schlaflosigkeit, Appetitstörungen, vermehrtes Schwitzen, nervöse Reizbarkeit und depressive Verstimmungen. Dabei wurde auch ein Zusammenhang zwischen den Abstinenzsymptomen und der THC-Dosis sowie der Häufigkeit des Konsums gefunden. Die häufigsten Entzugssymptome, die von den Cannabiskonsumierenden beschrieben werden, nachdem sie den Konsum eingestellt haben, sind: Angst, Schlaflosigkeit, Appetitstörungen, vermehrtes Schwitzen, nervöse Reizbarkeit und depressive Verstimmungen. Dabei wurde auch ein Zusammenhang zwischen den Abstinenzsymptomen und der THC-Dosis sowie der Häufigkeit des Konsums gefunden.
  
-==== Wie gefährlich ist THC-Konsum? ====+===== Wie gefährlich ist THC-Konsum? =====
  
 Hier noch ein Beispiel dafür, mit welchen Mitteln Cannabisgegner versuchen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, wie gefährlich Cannabis sein kann. Hier noch ein Beispiel dafür, mit welchen Mitteln Cannabisgegner versuchen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, wie gefährlich Cannabis sein kann.
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 Viele der neueren Bücher und Artikel, die vor einer Cannabisabhängigkeit warnen, sind von Personen geschrieben worden, welche Programme für die Suchthilfe entworfen haben. Natürlich profitieren diese Leute ungemein von der stetig ansteigenden Anzahl an vermeintlich abhängigen Konsumenten, die sich, eingeschüchtert durch solche Artikel, in Entzugskliniken behandeln lassen. Viele der neueren Bücher und Artikel, die vor einer Cannabisabhängigkeit warnen, sind von Personen geschrieben worden, welche Programme für die Suchthilfe entworfen haben. Natürlich profitieren diese Leute ungemein von der stetig ansteigenden Anzahl an vermeintlich abhängigen Konsumenten, die sich, eingeschüchtert durch solche Artikel, in Entzugskliniken behandeln lassen.
  
-==== Abhängigkeit und Risikofaktoren ====+===== Abhängigkeit und Risikofaktoren =====
  
 Es gibt zwei grosse klinische Handbücher, welche die Kriterien einer Abhängigkeit beinhalten: Das DSM-IV (USA) und das ICD-10 (Europa). In nachfolgender Tabelle sind die Kriterien für eine Substanzabhängigkeit nach ICD-10 aufgelistet. Es gibt zwei grosse klinische Handbücher, welche die Kriterien einer Abhängigkeit beinhalten: Das DSM-IV (USA) und das ICD-10 (Europa). In nachfolgender Tabelle sind die Kriterien für eine Substanzabhängigkeit nach ICD-10 aufgelistet.
  
-==== Kriterien einer Substanzabhängigkeit nach ICD-10 ====+===== Kriterien einer Substanzabhängigkeit nach ICD-10 =====
  
  
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 6) Anhaltender Drogen-/Medikamentenkonsum trotz eindeutig schädlicher Folgen 6) Anhaltender Drogen-/Medikamentenkonsum trotz eindeutig schädlicher Folgen
  
-==== Der Begriff «Sucht» ====+===== Der Begriff «Sucht» =====
  
 In der Suchtforschung wird zwischen psychischer und körperlicher Abhängigkeit unterschieden. Im folgenden werden die Begriffe «Sucht» und «Abhängigkeit» näher erläutert.  In der Suchtforschung wird zwischen psychischer und körperlicher Abhängigkeit unterschieden. Im folgenden werden die Begriffe «Sucht» und «Abhängigkeit» näher erläutert. 
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 1964 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den Begriff «Sucht» offiziell durch den Begriff «Abhängigkeit» ersetzt und unterscheidet dabei zwischen physischer und psychischer Abhängigkeit.  1964 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den Begriff «Sucht» offiziell durch den Begriff «Abhängigkeit» ersetzt und unterscheidet dabei zwischen physischer und psychischer Abhängigkeit. 
  
-==== Physische Abhängigkeit ====+===== Physische Abhängigkeit =====
  
 Diese ist gekennzeichnet durch eine Reihe von körperlichen und psychischen Phänomenen, die nach Entzug auftreten. Die Entzugswirkungen sind bei den einzelnen Drogen unterschiedlich. Die physische Abhängigkeit ist im Gegensatz zur psychischen Abhängigkeit Ausdruck einer krankhaften Interaktion zwischen dem Menschen und der betreffenden Droge. Diese ist gekennzeichnet durch eine Reihe von körperlichen und psychischen Phänomenen, die nach Entzug auftreten. Die Entzugswirkungen sind bei den einzelnen Drogen unterschiedlich. Die physische Abhängigkeit ist im Gegensatz zur psychischen Abhängigkeit Ausdruck einer krankhaften Interaktion zwischen dem Menschen und der betreffenden Droge.
 Wichtig dabei ist der pharmakologische Begriff Toleranz, der besagt, dass die Dosis einer Substanz gesteigert werden muss, um den gleichen Effekt zu erzielen. Wichtig dabei ist der pharmakologische Begriff Toleranz, der besagt, dass die Dosis einer Substanz gesteigert werden muss, um den gleichen Effekt zu erzielen.
  
-==== Psychische Abhängigkeit ====+===== Psychische Abhängigkeit =====
  
 Nach WHO das unwiderstehliche Verlangen nach einer weiteren periodischen oder dauernden Einnahme einer Droge, um Lust zu erzeugen oder Missbehagen zu vermeiden. Nach WHO das unwiderstehliche Verlangen nach einer weiteren periodischen oder dauernden Einnahme einer Droge, um Lust zu erzeugen oder Missbehagen zu vermeiden.
  
-==== Der Begriff Substanzabhängigkeit ====+===== Der Begriff Substanzabhängigkeit =====
  
 Sucht ist eng verbunden mit dem Begriff Substanzabhängigkeit. Hauptmerkmal der Substanzabhängigkeit ist ein charakteristisches Muster denkmässiger, verhaltensbezogener und körperlicher Symptome, die anzeigen, dass das Individuum trotz einschneidender substanzbezogener Probleme den Substanzgebrauch fortsetzt. Es liegt ein Muster wiederholter Substanzanwendung vor, das normalerweise zu Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen und dem unwiderstehlichen Drang (englisch: craving) zur Drogeneinnahme führt.  Sucht ist eng verbunden mit dem Begriff Substanzabhängigkeit. Hauptmerkmal der Substanzabhängigkeit ist ein charakteristisches Muster denkmässiger, verhaltensbezogener und körperlicher Symptome, die anzeigen, dass das Individuum trotz einschneidender substanzbezogener Probleme den Substanzgebrauch fortsetzt. Es liegt ein Muster wiederholter Substanzanwendung vor, das normalerweise zu Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen und dem unwiderstehlichen Drang (englisch: craving) zur Drogeneinnahme führt. 
  
-==== Wie steht es bei THC-Produkten? ====+| {{:thc_recht:substanzen.jpg?800&direct|Übersicht: Probleme psychoaktiver Substanzen nach verschiedenen Kriterien}} | 
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 +===== Wie steht es bei THC-Produkten? =====
  
 Das körperliche Abhängigkeitspotential von Cannabis ist sehr gering. Beim Absetzen der Substanz kann es zu den schon erwähnten Entzugssymptomen kommen, welche aber nach einigen Tagen wieder verschwinden.  Das körperliche Abhängigkeitspotential von Cannabis ist sehr gering. Beim Absetzen der Substanz kann es zu den schon erwähnten Entzugssymptomen kommen, welche aber nach einigen Tagen wieder verschwinden. 
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 Verschiedene Faktoren können dabei einen Einfluss haben, ob jemand eine Abhängigkeit entwickelt oder nicht. Aus Zwillingsstudien geht hervor, dass wenn der eine Zwilling eine Abhängigkeit entwickelt hat, die Wahrscheinlichkeit, dass der andere ebenfalls eine Abhängigkeit entwickelt, bei eineiigen Zwillingen am grössten ist. Verschiedene Faktoren können dabei einen Einfluss haben, ob jemand eine Abhängigkeit entwickelt oder nicht. Aus Zwillingsstudien geht hervor, dass wenn der eine Zwilling eine Abhängigkeit entwickelt hat, die Wahrscheinlichkeit, dass der andere ebenfalls eine Abhängigkeit entwickelt, bei eineiigen Zwillingen am grössten ist.
-Neben diesen genetischen Faktoren spielen auch noch das Alter, in dem der Konsum von Cannabis begonnen hat, sowie die psychische Labilität und das Persönlichkeitsmerkmal «Impulsivität» eine Rolle bei der Entwicklung einer Abhängigkeit. In der auf Seite fünf abgebildeten Tabelle ist die Gefährlichkeit von Cannabis im Vergleich mit anderen Substanzen dargestellt.+Neben diesen genetischen Faktoren spielen auch noch das Alter, in dem der Konsum von Cannabis begonnen hat, sowie die psychische Labilität und das Persönlichkeitsmerkmal «Impulsivität» eine Rolle bei der Entwicklung einer Abhängigkeit. In der oben abgebildeten Tabelle ist die Gefährlichkeit von Cannabis im Vergleich mit anderen Substanzen dargestellt.
  
 Wie man aus der Tabelle entnehmen kann, ist Cannabis verglichen mit anderen, sowohl illegalen als auch legalen Drogen, relativ ungefährlich. Sowohl die körperliche als auch die psychische Abhängigkeitsgefahr ist vergleichsweise gering. Nervenschäden konnten, entgegen gewissen populistischen Untersuchungen aus den USA, nicht bestätigt werden. Die Gesamttoxizität ist bis auf die erhöhte Gefahr an Krebs zu erkranken, falls Cannabis geraucht wird, ebenfalls ziemlich gering. Wie man aus der Tabelle entnehmen kann, ist Cannabis verglichen mit anderen, sowohl illegalen als auch legalen Drogen, relativ ungefährlich. Sowohl die körperliche als auch die psychische Abhängigkeitsgefahr ist vergleichsweise gering. Nervenschäden konnten, entgegen gewissen populistischen Untersuchungen aus den USA, nicht bestätigt werden. Die Gesamttoxizität ist bis auf die erhöhte Gefahr an Krebs zu erkranken, falls Cannabis geraucht wird, ebenfalls ziemlich gering.
  
-Unsere Erfahrungen aus der Praxis+===== Unsere Erfahrungen aus der Praxis ===== 
 In den letzten fünfzehn Jahren, in denen wir auf dem Thema THC-Genuss gearbeitet haben, ist uns niemand begegnet, der grössere soziale oder gesundheitliche Probleme wegen Konsums von Hasch und Gras bekommen hätte. Denn alle Personen, die gemerkt haben, dass der THC-Konsum ihnen nicht (mehr) gut tut, haben schlicht und einfach damit aufgehört. Negative Effekte stellen sich ein, weil Menschen keine Zeit (mehr) haben, um das THC zu geniessen – etwa, weil sie eine Familie gründen und dort voll eingespannt sind. Oder sie wollen Karriere machen und gewichten nun die Strebsamkeit im Beruf höher als den Genuss von Hasch und Gras. Einige merken auch, dass ihnen die früher angenehmen Effekte von THC nicht mehr wichtig sind – sie haben nun andere Freudenspender. All diese Menschen haben, vorwiegend im Alter zwischen 30 und 40, mit dem Konsum von THC aufgehört. Einfach so. Ohne Entzugskuren und ohne medizinische Hilfe. Viele sogar von einem Tag auf den anderen. In den letzten fünfzehn Jahren, in denen wir auf dem Thema THC-Genuss gearbeitet haben, ist uns niemand begegnet, der grössere soziale oder gesundheitliche Probleme wegen Konsums von Hasch und Gras bekommen hätte. Denn alle Personen, die gemerkt haben, dass der THC-Konsum ihnen nicht (mehr) gut tut, haben schlicht und einfach damit aufgehört. Negative Effekte stellen sich ein, weil Menschen keine Zeit (mehr) haben, um das THC zu geniessen – etwa, weil sie eine Familie gründen und dort voll eingespannt sind. Oder sie wollen Karriere machen und gewichten nun die Strebsamkeit im Beruf höher als den Genuss von Hasch und Gras. Einige merken auch, dass ihnen die früher angenehmen Effekte von THC nicht mehr wichtig sind – sie haben nun andere Freudenspender. All diese Menschen haben, vorwiegend im Alter zwischen 30 und 40, mit dem Konsum von THC aufgehört. Einfach so. Ohne Entzugskuren und ohne medizinische Hilfe. Viele sogar von einem Tag auf den anderen.
  
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 Alle diejenigen Menschen, die THC konsumieren und bei denen offensichtlich weitere Probleme bestehen, haben diese Probleme unabhängig vom THC-Konsum. Wer seinem Körper nicht schaut, wer sich im Beruf nicht anstrengt, wer sich nicht um sein soziales Netz kümmert, der hat natürlich Probleme im Leben. Aber diese Probleme entstehen nicht durch THC-Konsum, sondern sie entstehen eben aus diesem Unvermögen, das Leben mit seinen Herausforderungen zu meistern. Bei solchen Menschen hilft auch eine THC-Abstinenz nichts – die Probleme bleiben. Und umgekehrt: Gehen solche Menschen ihre Probleme an und finden Lösungen dafür, können sie auch weiterhin THC-Produkte geniessen. Alle diejenigen Menschen, die THC konsumieren und bei denen offensichtlich weitere Probleme bestehen, haben diese Probleme unabhängig vom THC-Konsum. Wer seinem Körper nicht schaut, wer sich im Beruf nicht anstrengt, wer sich nicht um sein soziales Netz kümmert, der hat natürlich Probleme im Leben. Aber diese Probleme entstehen nicht durch THC-Konsum, sondern sie entstehen eben aus diesem Unvermögen, das Leben mit seinen Herausforderungen zu meistern. Bei solchen Menschen hilft auch eine THC-Abstinenz nichts – die Probleme bleiben. Und umgekehrt: Gehen solche Menschen ihre Probleme an und finden Lösungen dafür, können sie auch weiterhin THC-Produkte geniessen.
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Zuletzt geändert: 2023/12/22 21:16

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