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thc_recht:li590204 [2018/09/17 17:44] – [Hilfe nur als Ausnahme: Medikamente auf Hanfbasis.] sos | thc_recht:li590204 [2019/05/07 16:19] – sos | ||
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Als es anlässlich des Abstimmungskampfes um die Revision des Betäubungsmittelgesetzes darum ging, gute Gründe für eine Annahme zu präsentieren, | Als es anlässlich des Abstimmungskampfes um die Revision des Betäubungsmittelgesetzes darum ging, gute Gründe für eine Annahme zu präsentieren, | ||
- | ==== Die neue gesetzliche Regelung ==== | + | ===== Die neue gesetzliche Regelung |
Wer damals gedacht hatte, er könne bald auf Kosten der Krankenkasse Cannabisblüten in der Apotheke beziehen, wurde bald enttäuscht. Mit dem Näherkommen der Einführung der neuen Bestimmungen wurde klar, dass Medizin aus Hanf die Ausnahme bleiben würde. | Wer damals gedacht hatte, er könne bald auf Kosten der Krankenkasse Cannabisblüten in der Apotheke beziehen, wurde bald enttäuscht. Mit dem Näherkommen der Einführung der neuen Bestimmungen wurde klar, dass Medizin aus Hanf die Ausnahme bleiben würde. | ||
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Beim dritten Anwendungsbereich wird ein Medikament nicht generell zugelassen, sondern zeitlich begrenzt für die Behandlung eines schwerkranken Patienten ausnahmsweise bewilligt (so genanntes Magistralmedikament). Diese beschränkte medizinische Anwendung ist bisher der einzige Bereich in der Schweiz, der in der Praxis von Bedeutung ist und es lohnt sich, einmal einen genaueren Blick auf die Bestimmung bzw. deren Umsetzung zu werfen. | Beim dritten Anwendungsbereich wird ein Medikament nicht generell zugelassen, sondern zeitlich begrenzt für die Behandlung eines schwerkranken Patienten ausnahmsweise bewilligt (so genanntes Magistralmedikament). Diese beschränkte medizinische Anwendung ist bisher der einzige Bereich in der Schweiz, der in der Praxis von Bedeutung ist und es lohnt sich, einmal einen genaueren Blick auf die Bestimmung bzw. deren Umsetzung zu werfen. | ||
- | ==== Die beschränkte medizinische Anwendung ==== | + | ===== Die beschränkte medizinische Anwendung |
Um es gleich vorweg zu nehmen, kiffen wird man aus medizinischen Gründen in der Schweiz unter den heute geltenden Bestimmungen nie dürfen. Obwohl synthetisches THC unter gewissen Bedingungen als Inhalationslösung verabreicht werden darf und mit Hilfe eines Vaporizers konsumiert werden kann, ist Rauchen gemäss BAG keine medizinisch akzeptierte Applikationsform. Das gilt auch für die Aufnahme von THC über Nahrungsmittel. Ausserdem kann niemand selber entscheiden, | Um es gleich vorweg zu nehmen, kiffen wird man aus medizinischen Gründen in der Schweiz unter den heute geltenden Bestimmungen nie dürfen. Obwohl synthetisches THC unter gewissen Bedingungen als Inhalationslösung verabreicht werden darf und mit Hilfe eines Vaporizers konsumiert werden kann, ist Rauchen gemäss BAG keine medizinisch akzeptierte Applikationsform. Das gilt auch für die Aufnahme von THC über Nahrungsmittel. Ausserdem kann niemand selber entscheiden, | ||
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Mit der Gesetzesrevision ist es möglich geworden, auch Ausnahmebewilligungen für Medikamente mit natürlichem THC zu erhalten. Diesen Frühling ist es dem Apotheker Manfred Fankhauser aus Langnau i. E. gelungen, eine solche Bewilligung für ein Präparat mit 5 % THC zu erhalten. Er hat schon seit einigen Jahren Erfahrung mit THC als Medikament und hat bereits einige hundert Patienten erfolgreich mit der synthetischen Version des Wirkstoffes behandelt. Sobald das erste ärztliche Gesuch für eine Behandlung mit dem natürlichen Hanfpräparat des Emmentaler Apothekers vom BAG genehmigt wird, darf einem Patienten zum ersten Mal seit mehr als 60 Jahren mit natürlichem THC geholfen werden. | Mit der Gesetzesrevision ist es möglich geworden, auch Ausnahmebewilligungen für Medikamente mit natürlichem THC zu erhalten. Diesen Frühling ist es dem Apotheker Manfred Fankhauser aus Langnau i. E. gelungen, eine solche Bewilligung für ein Präparat mit 5 % THC zu erhalten. Er hat schon seit einigen Jahren Erfahrung mit THC als Medikament und hat bereits einige hundert Patienten erfolgreich mit der synthetischen Version des Wirkstoffes behandelt. Sobald das erste ärztliche Gesuch für eine Behandlung mit dem natürlichen Hanfpräparat des Emmentaler Apothekers vom BAG genehmigt wird, darf einem Patienten zum ersten Mal seit mehr als 60 Jahren mit natürlichem THC geholfen werden. | ||
- | ==== Die bekannten Indikationen ==== | + | ===== Die bekannten Indikationen |
THC kann bei vielen medizinischen Problemen helfen. Was manch einem Kiffer bewusst ist, muss aber zur medizinischen Anwendung in teuren und aufwändigen Studien belegt werden. Oft geben anekdotische Berichte von Kiffern den Forschern den Impuls, die Wirksamkeit von THC näher zu untersuchen. In der Zukunft werden Medikamente mit natürlichem THC wohl wie solche mit synthetischem THC eingesetzt werden. | THC kann bei vielen medizinischen Problemen helfen. Was manch einem Kiffer bewusst ist, muss aber zur medizinischen Anwendung in teuren und aufwändigen Studien belegt werden. Oft geben anekdotische Berichte von Kiffern den Forschern den Impuls, die Wirksamkeit von THC näher zu untersuchen. In der Zukunft werden Medikamente mit natürlichem THC wohl wie solche mit synthetischem THC eingesetzt werden. | ||
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Da sich das BAG bei der Erteilung der Ausnahmebewilligungen auf veröffentlichte wissenschaftliche Erkenntnisse stützt und nicht an spezifische Indikationen gebunden ist, könnte THC irgendwann nicht nur in der Symptom-Bekämpfung eingesetzt werden. Sein grosses Potential wird sich mit der zunehmenden Forschung, welche auch von medizinisch konservativeren Kreisen anerkannt werden muss, auf viele herkömmliche Behandlungsformen auswirken. So hat das «National Cancer Institute» in den USA vor kurzem anerkannt, dass THC Tumorzellen abtötet und somit Krebs bekämpft; dies ohne schädliche Nebenwirkungen für gesunde Zellen. Auch in der Behandlung von Aids wird Cannabis in der Zukunft möglicherweise eine grössere Rolle spielen: Forscher der «Mount Sinai School of Medicine» in New York haben herausgefunden, | Da sich das BAG bei der Erteilung der Ausnahmebewilligungen auf veröffentlichte wissenschaftliche Erkenntnisse stützt und nicht an spezifische Indikationen gebunden ist, könnte THC irgendwann nicht nur in der Symptom-Bekämpfung eingesetzt werden. Sein grosses Potential wird sich mit der zunehmenden Forschung, welche auch von medizinisch konservativeren Kreisen anerkannt werden muss, auf viele herkömmliche Behandlungsformen auswirken. So hat das «National Cancer Institute» in den USA vor kurzem anerkannt, dass THC Tumorzellen abtötet und somit Krebs bekämpft; dies ohne schädliche Nebenwirkungen für gesunde Zellen. Auch in der Behandlung von Aids wird Cannabis in der Zukunft möglicherweise eine grössere Rolle spielen: Forscher der «Mount Sinai School of Medicine» in New York haben herausgefunden, | ||
- | ==== Die Ausnahmebewilligung ==== | + | ===== Die Ausnahmebewilligung |
Da Cannabis für viele Politiker und das BAG immer noch ein Schreckgespenst zu sein scheint, ist die ganze Kette von Aktivitäten, | Da Cannabis für viele Politiker und das BAG immer noch ein Schreckgespenst zu sein scheint, ist die ganze Kette von Aktivitäten, | ||
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Der bürokratische Aufwand wird die meisten potentiellen Produzenten von medizinischem Hanf abschrecken, | Der bürokratische Aufwand wird die meisten potentiellen Produzenten von medizinischem Hanf abschrecken, | ||
- | ==== Hanfmedizin wird nicht billig sein und die Ausnahme bleiben ==== | + | ===== Hanfmedizin wird nicht billig sein und die Ausnahme bleiben |
Die Kosten, die aufgrund der verschiedenen Bewilligungspflichten entstehen, bewirken, dass ein Medikament, welches alle Hürden genommen hat, um dann ausnahmsweise zur Behandlung zugelassen zu werden, nicht billig sein wird. Zurzeit belaufen sich die Medikamentenkosten für eine Behandlung mit synthetischem THC je nach Tagesdosis zwischen 5 und 35 Franken. Für die in der Schweiz hergestellte Hanftinktur prognostiziert Manfred Fankhauser typische tägliche Kosten von 10 bis 15 Franken. | Die Kosten, die aufgrund der verschiedenen Bewilligungspflichten entstehen, bewirken, dass ein Medikament, welches alle Hürden genommen hat, um dann ausnahmsweise zur Behandlung zugelassen zu werden, nicht billig sein wird. Zurzeit belaufen sich die Medikamentenkosten für eine Behandlung mit synthetischem THC je nach Tagesdosis zwischen 5 und 35 Franken. Für die in der Schweiz hergestellte Hanftinktur prognostiziert Manfred Fankhauser typische tägliche Kosten von 10 bis 15 Franken. | ||
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Wenn man bedenkt, dass durch die Nebenwirkungen und den Missbrauch von handelsüblichen Medikamenten, | Wenn man bedenkt, dass durch die Nebenwirkungen und den Missbrauch von handelsüblichen Medikamenten, | ||
- | ==== Illegale Medikamente auf Hanfbasis ==== | + | ===== Illegale Medikamente auf Hanfbasis |
Da z. B. die Herstellung einer Hanftinktur technisch relativ einfach ist, die Kosten für eine Behandlung mit hanfbasierten Medikamenten nicht unbedingt von den Krankenkassen übernommen werden und die bürokratischen Hürden für das Erlangen der Ausnahmebewilligungen relativ hoch sind, ist anzunehmen, dass Hanfmedikamente selbst von Patienten hergestellt werden und es auch einen Schwarzmarkt dafür gibt. Im Internet finden sich zahlreiche Rezepte und Erfahrungsberichte. Gute Beispiele für Herstellungsmethoden von Hanfölen und -tinkturen finden sich in englischer Sprache unter http:// | Da z. B. die Herstellung einer Hanftinktur technisch relativ einfach ist, die Kosten für eine Behandlung mit hanfbasierten Medikamenten nicht unbedingt von den Krankenkassen übernommen werden und die bürokratischen Hürden für das Erlangen der Ausnahmebewilligungen relativ hoch sind, ist anzunehmen, dass Hanfmedikamente selbst von Patienten hergestellt werden und es auch einen Schwarzmarkt dafür gibt. Im Internet finden sich zahlreiche Rezepte und Erfahrungsberichte. Gute Beispiele für Herstellungsmethoden von Hanfölen und -tinkturen finden sich in englischer Sprache unter http:// | ||