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Wie viele Verzeigungen erstellt die Polizei?

Neue Statistik vom BFS

Seit zwei Jahren gibt nun das Bundesamt für Statistik BFS die Zahlen zur Cannabisrepression heraus.

Die neue Unterscheidung zwischen Übertretungen und Vergehen macht mehr Sinn – Erstere werden mit Busse und Gebühren (Total ein paar hundert Franken) bestraft, während Letztere zusätzlich mit Geldstrafe/Tagessätzen oder Freiheitsstrafe, sowie einem Eintrag im Strafregister geahndet werden.

Probleme der neuen Statistik

Es gibt nun sehr viele Kategorien (Cannabis, Hanf (Jungpflanze), Hanf (Pflanze getrocknet), Hanf (Pflanze frisch), Haschisch, Marihuana, Haschischöl und Hanfsamen). Doch sind die meisten praktisch «leer»: Das heisst, die beiden Kategorien Haschisch und Marihuana enthalten den Löwenanteil. Daher haben wir uns entschlossen, die anderen Kategorien diesen beiden anzuhängen. Gras bedeutet bei uns also: Cannabis, Hanf (Jungpflanze), Hanf (Pflanze getrocknet), Hanf (Pflanze frisch), Marihuana und Hanfsamen. Hasch umfasst bei uns: Haschisch und Haschischöl. (Für Details siehe Legalize it! 52.)

Offene Frage

Es gibt allerdings noch eine Kategorie «Mehrere Substanzen». Hier sind wohl auch diverse reine Hanffälle verzeichnet (z. B. jemand, der mit Hanfsamen und Marihuana erwischt wurde). Trotz mehrmaligem Nachfragen sah sich das BFS ausser Stande, diese – doch recht gut gefüllte – Kategorie für uns aufzuschlüsseln. Es kann daher gut sein, dass jeder Balken bei den Übertretungen ein paar tausend Fälle höher wäre, als wir ihn darstellen.

Ordnungsbussen

Die Ordnungsbussen, die vor allem in St. Gallen und Neuenburg eine Rolle spielen, sollten in diesen Zahlen ebenfalls nicht enthalten sein und machen wohl nochmals ein paar hundert Fälle pro Jahr aus.

Vergleich 2009 zu 2010

Wenn wir die beiden neuen Jahrgänge miteinander vergleichen, stellen wir Steigerungen von 7 bis 8% bei den Übertretungen und von rund 5% bei den Vergehen fest (siehe hier]]).

Das Ausmass der Repression ist auch in absoluten Zahlen beachtlich: Sie betraf 2010 über 35’000 Menschen bei den Übertretungen und über 7’000 Menschen bei den Vergehen (siehe hier]]). In einem Jahr. Das ist enorm.

Statistik Cannabis-Übertretungen 2009 und 2010

Tatbestände wegen Cannabis-Übertretungen in der Schweiz, 2009 und 2010



Hier folgt der entsprechende "alte" Text, der bis 30.6.2011 gültig war.

Wie viele Verzeigungen erstellt die Polizei?

Eine zweidrittel Million Verzeigungen

In den letzten dreieinhalb Jahrzehnten wurden Total 655’994 Menschen wegen THC-Konsums verzeigt. Das hat die Kiffenden über hundert Millionen Franken an Bussgeldern und Schreibgebühren gekostet. Ebenfalls krass: Die Anzahl Verzeigungen steigt fast von Jahr zu Jahr an, statt dass sie zurückgehen würde. Seit dem Jahr 2000 werden jedes Jahr über 30’000 Verzeigungen wegen Konsums von Cannabisprodukten gezählt. 2008 ist nun erstmals wieder knapp darunter.

Die Kiffenden dürfen die Bussen bezahlen

Seit 35 Jahren werden nun Kifferinnen und Kiffer verzeigt – und ein Ende ist nicht abzusehen. Gerade in den Jahren, in denen viel über eine Änderung im Umgang mit uns Kiffenden geredet wurde, erhöhte sich die Zahl der Verzeigungen markant. Spezielle Polizeitruppen durchforschen täglich die zentrumsnahen Gebiete (City, Bahnhof, Parkanlagen) und konfiszieren jeden Joint und verzeigen alle Kiffenden, die sie erwischen.

Der Apparat arbeitet weiter

Die Diskussionen über die Legalisierung waren ja schön und gut. Aber wie wäre es, endlich mal eine konkrete Handlung zu machen? Keine Verfolgung der Kiffenden mehr, das müsste die Losung sein: Keine Verzeigungen mehr, bloss weil jemand mit einem Joint und einem Piece angetroffen wird! Wäre doch eigentlich das Logischste auf der Welt. Aber nicht für einen Apparat, der seit Jahrzehnten funktioniert. Der macht weiter. Auch wenn es sinnlos ist.

Der Grasboom

Markant sind die Verschiebungen von den Haschisch- zu den Gras-Konsum-Verzeigungen in den letzten Jahren. Von Mitte der Siebzigerjahre bis 1994 machten Hasch-Konsum-Verzeigungen fast die ganzen Verzeigungen aus. Graskonsum hingegen wurde selten verzeigt, auch wenn es um 1980 herum einen Gras-Aufschwung gab. Ab 1995 nahmen die Verzeigungen wegen Gras-Konsums massiv zu, während die Haschisch-Konsum-Verzeigungen drastisch einbrachen. 1998 wurden erstmals mehr Kiffende wegen Gras- als wegen Haschisch-Konsums verzeigt. In diesem Wandel der Konsum-Verzeigungen spiegelt sich natürlich der Wandel im realen Konsum-Verhalten. Mit dem Aufkommen der Hanfläden und einem grossflächigen Anbau von Hanf wurde die Versorgung der Kiffenden mit Gras überhaupt erst möglich. Gerade die jungen und trendigen Kiffenden stiegen sehr schnell vom meist importierten Haschisch zum einheimischen Gras um, zuerst Outdoor, dann Indoor.

Statistik Konsumverzeigungen 1974 bis 2006

Zuletzt geändert: 2014/07/07 16:54

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