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Krass: Nun haben wir das Jahr 2015 bald geschafft. Unsere Grossspendensammlung 2015 hat funktioniert, wenn auch immer wieder extrem knapp (ich denke an Ende August, da war beinahe Schluss). Aber wir haben es hinbekommen. Merci.
Im September 2015 kam eine gebundene Spende für ein spezielles Projekt: 18’000 Postkarten der WOZ beilegen. Deshalb begrüssen wir hier wieder einige neue Unterstützende!
In der Beilage des LI72 finden unsere Mitglieder zwei Exemplare dieser Postkarte für unser Projekt Mitglieder werben Mitglieder. Meine Bitte an dich: Gib sie an Interessierte weiter, schicke sie deinen Bekannten und schenke uns damit weitere Mitglieder, Geldgeberinnen, Mitarbeitende.
Vor 25 Jahren war ich Gründungsmitglied unseres Vereins, seit 20 Jahren bin ich Sekretär. Die Jubiläen häufen sich…
Die letzten beiden Jahre haben mich gefordert, der Wiederaufbau unseres Vereins war auch zehrend. Deshalb mache ich ab Mitte Dezember bis Mitte Januar vier Wochen reduzierten Bürodienst und bin in der Winterpause nur jeden Dienstag Nachmittag zu erreichen.
Hoffentlich gestärkt aus dieser Erholungszeit will ich anschliessend die Neuauflage unseres Shit happens anpacken. Hier beschreibe ich das Projekt einer Neuauflage zum 20. Geburtstag unseres Shit happens. Ich freue mich, wenn du im neuen Jahr die 10. Auflage auf die eine oder andere Weise unterstützen kannst.
Hanfig grüsst euer Sekretär Sven
Zum Jubiläum «25 Jahre Verein Legalize it!» und «20 Jahre Sekretär Sven» gönnen wir uns eine Nabelschau. Sandra und Ruth, zwei langjährige Mitglieder, stellen unserem Angestellten ein paar Fragen.
Wie bist du darauf gekommen, das Legalize it! zu machen?
Wir waren fünf, sechs Personen zwischen 16 und 24 Jahren, die schon ein paar drogenpolitische Aktionen gemacht hatten. 1991 war das Thema ja vor allem die offene Drogenszene, die Verhältnisse waren grauenhaft.
Wir wollten in Zürich dann etwas zum Thema Hanf machen. Den VSHF (Verein Schweizer Hanf Freunde) gab es schon seit Jahren, ich war damals auch Mitglied. Wir fragten an, um eine Sektion Zürich zu gründen. Aber der Mitgliederbeitrag von 100 Franken war für die meisten von uns zu hoch. Deshalb gründeten wir, mit fünf mal 25 Franken, einen neuen Verein…
Wie wichtig ist dir deine Arbeit?
Nun, sie hat mein Erwachsenenleben sehr geprägt. Diesen Dezember überweisen wir mir den 240. Lohn in Folge. Die Vereinsarbeit hat in dieser Zeit etwa die Hälfte meiner Arbeitszeit und auch die Hälfte meines Lohnes ausgemacht. Die unbezahlte Arbeit für den Vorstand unseres Vereins (seit 15 Jahren mit Fabian zusammen) ist das grösste ehrenamtliche Engagement in meinem Leben.
Natürlich war es am Anfang etwas anderes als heute. Viele Fragen, die ich mir damals stellte und mich ins Hanfengagement gebracht hatten, sind beantwortet. Der jugendliche Eifer ist zurückgegangen, vieles ist professioneller. Aber es ist nach wie vor ein sehr wichtiges Thema für mich.
Hat sich deine Sicht der Dinge verändert im Lauf deiner Karriere zum Thema Hanf?
Ja, klar. Ich habe viel gelernt, viel versucht, wieder gelernt und so einiges umsetzen können. Wir waren damals schon skeptisch, ob diese Gesellschaft einen vernünftigen Umgang mit dem Hanf etablieren könnte. Dieses Gefühl hat sich über viele Erlebnisse verstärkt. Ich habe viel Dummheit in der Drogenpolitik gesehen, in vielen Ämtern, bei vielen Verantwortlichen. Gleichzeitig ist die Kraft der vernünftigen Seite einfach nicht durchsetzungsfähig. Fachlich ist ja alles klar. Emotional hingegen dringt man einfach nicht durch. Aber ich befürchte: Eine Gesellschaft, die nicht einmal einen vernünftigen Umgang mit Hanf erreichen kann, wird kein einziges Problem lösen können.
Woraus ziehst du die Kraft, seit 25 Jahren gegen geschlossene Türen und Herzen anzurennen?
Nun, es ist natürlich auch ein Job geworden. Nur mit Gratisarbeit wäre das alles nicht zu bewältigen.
Klar, ich investiere etwa einen halben Tag pro Woche für die Vorstandsarbeit, zusammen mit Fabian. Diese Arbeit ist nicht bezahlt. Aber die restlichen Stunden sind bezahlt – sonst mache ich es nicht (mehr). Die ersten fünf Jahre waren ausschliesslich Freiwilligenarbeit. Irgendwann muss man das jedoch begrenzen, aus gesundheitlichen Gründen, aus Ausbrennungsgründen, auf Grund anderer Interessen und Beziehungen. Es braucht einen Ausgleich zum Thema, sonst hätte ich kaum ein Vierteljahrhundert dranbleiben können.
Was wünscht du dir von uns? Von der Politik? Von der Presse? Von allen anderen?
Schön wäre natürlich, wenn die Gegnerschaft einer Legalisierung einsehen würde, dass sie nur der Kriminalität Vorschub leistet. Von der Politik, dass sie Probleme sachlich angeht. Von den Konsumierenden, dass sie sich endlich einmischen und sich nicht einfach Fall für Fall aburteilen lassen. Von den Nichtkonsumierenden, dass sie sich mit der Materie beschäftigen und verstehen, dass die Drogenfrage alle angeht: Die illegalen Drogengeschäfte gefährden die ganze Gesellschaftsstruktur und können repressiv nicht gelöst werden.
Warum gibt es keine Demos mehr?
Für Demos braucht es einen Kick, eine konkrete Forderung, die erreichbar scheint oder eine grosse konkrete Ungerechtigkeit, die viele empört. Heute versinkt vieles in der Resignation. Die Repression ist zu stark, die Möglichkeiten einer konkreten Verbesserung scheinen äusserst klein. Die Hoffnung fehlt.
Warum wehren sich Hanfverfolgte nicht?
Es wehren sich immer wieder Betroffene. Aber alleine gegen den Apparat, sei es Staatsanwaltschaft, Polizei oder Strassenverkehrsamt, ist es fast unmöglich zu gewinnen. Gemeinsame Aktionen, die Bildung einer breiten und starken Bewegung, um sich gemeinsam zu verteidigen und Änderungen zu erwirken, dazu sind nur wenige Betroffene fähig.
Man muss auch sehen: Trotz all der jährlich steigenden Repression werden weit über 90% aller Joints und Deals ohne jedes Problem geraucht und abgewickelt. Selbst im Strassenverkehr werden im Verhältnis zur grossen Anzahl nur wenige erwischt. Die meisten erleben die Repression nicht, jedenfalls lange nicht. Wieso also etwas ändern? Das wäre ja anstrengend. Bis es halt doch passiert und ein Amt eingreift. Dann wehrt sich wieder ein Betroffener, alleine gegen den Apparat…
Wie hat sich die Hanfpolitik in den 25 Jahren verändert? Zum Positiven? Zum Negativen?
Eigentlich ist sie gleich geblieben. Es wird immer irgendwo übers Legalisieren geredet. Das BetmG verändert sich alle paar Jahre ein bisschen, aber faktisch läuft es immer gleich: Es wird verfolgt… Es bleibt verboten… Alle fachlichen Argumente werden von einer irrationalen Angst begraben. Das einzige, was sich ändert: Es werden immer mehr Menschen gebüsst und verfolgt.
Wie könnte LI besser auf sich aufmerksam machen?
Mit mehr Leuten, die konkret aktiv sind. Mit mehr Geld. Mit genialen Ideen. Aber ich muss auch sagen: In diesem Vierteljahrhundert haben wir wohl alles versucht, was es so gibt: Magazine drucken, Flyer verteilen, Inserate schalten, Postkarten verteilen, in Medien präsent sein, eine informative Website unterhalten, Treffprojekte anbieten, Beratungen durchführen… Eine wirklich grosse Organisation sind wir bisher leider nicht geworden.
Warum haben so viele Hanfkonsumierende Angst, Mitglied beim LI zu werden? Kannst du das verstehen?
Nein, diese Angst habe ich nie verstanden. Unser Verein begeht keine illegalen Handlungen. Unser Ziel, die Legalisierung von Hanf in der Schweiz, ist legal.
Hanf zu konsumieren, Samen zu importieren, Hasch zu kaufen, Pflanzen zu ziehen oder zu dealen: Das kann Probleme geben (und die Leute tun es trotzdem, tagtäglich). Sich für politische Änderungen einzusetzen, das ist schlicht ein Grundrecht. Ich befürchte, dass die «Angst» ein vorgeschobenes Argument ist, um nichts tun zu müssen, nichts zahlen zu müssen, sich nicht einsetzen zu müssen.
Kannst du dir (mir) erklären, warum Hanfkonsum trotz dem vielen Wissen noch verboten ist? Warum «Legalize it!» nicht längstens da ist?
Nun, weltweit betrachtet sind wir dem Ziel einer Hanflegalisierung näher gekommen denn je. Wenn selbst das Mutterland der Repression, die USA, teilstaatliche Legalisierungen durchführt – und das ohne wesentliche Probleme, dafür mit vielen positiven Effekten – dann zeigt das, was heutzutage möglich ist, auch bei uns möglich wäre. Die Schweiz ist da einfach etwas langsam. Die Angst, es ufere dann einfach aus, ist gross. Doch gerade die USA haben gezeigt, dass eine Hanflegalisierung hochgradig penibel, exakt, schon fast besessen kontrolliert durchgeführt werden kann. Letztlich muss die Mehrheit in der Schweiz einsehen, dass die Prohibition grauenhafte Folgen zeitigt und eine Legalisierung von Hanf die Probleme weitgehend löst. Diese Einsicht zu beschleunigen ist weiterhin mein Ziel.
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