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Mittlerweile betreiben wir seit über einem Jahr den Cannabis Social Club «Hanfstübli» in Zürich. In diesem Artikel beschreiben wir, wie solche Cannabis-Pilotstudien in der Schweiz grundsätzlich funktionieren sowie konkret ausgestaltet sind und teilen erste Erkenntnisse.
Der Experimentierartikel, welcher vor wenigen Jahren im BetmG ergänzt wurde, ermöglicht es, noch bis 2031 Pilotstudien mit Cannabis durchzuführen. Dabei erhalten Teilnehmende Zugang zu sauberem Cannabis im Austausch gegen detaillierte und regelmässige Daten über ihre physische und psychische Gesundheit sowie Konsum-gewohnheiten. Die Teilnehmenden können pro Monat zwischen 50 und 150 Gramm beziehen (je nach Sorte), die Produkte sind gesetzlich auf 20 % THC-Gehalt limitiert.
Als erste Schweizer Stadt hat Basel ein Pilotprojekt lanciert, derzeit laufen zusätzliche Studien in Zürich (Stadt und Kanton), Basel-Land, Lausanne, Bern, Biel, Luzern und Genf. Wir wissen von mehreren weiteren geplanten Projekten, die sich aktuell in der Vorbereitung befinden.
Jede wissenschaftliche Studie muss eine Forschungsfrage beantworten, so auch die verschiedenen Cannabis-Studien. Grundsätzlich geht es bei allen Studien darum, zu beobachten, wie sich der Konsum durch das Bereitstellen eines legalen Zugangs verändert. Die einzelnen Studien haben dann aber spezifische Schwerpunkte. Zum Beispiel erforscht die Stadt Zürich, ob die Informationen zum risikoarmen Konsum besser ankommen, wenn man direkten Zugang zu den Konsumierenden hat.
Abgesehen von der Forschungsfrage werden weitere Erkenntnisse anfallen, zum Beispiel, ob die verschiedenen Bezugsstellen (Apotheken, DIZ und selbstorganisierte Social Clubs) unterschiedlich gut von den Teilnehmenden angenommen werden und funktionieren.
Die Ergebnisse der Studien erlauben dann der Politik, eine evidenzbasierte (wissenschaftlich abgesicherte) Regulierung auszuarbeiten, siehe (Aktuelles politisches Geschehen.
Der Aufnahmeprozess, hier am Beispiel der Studie «Züri Can» dargestellt, ist langwierig und benötigt typischerweise mehrere Wochen. Nachdem sich Interessierte für eine der 21 Bezugsstellen entschieden haben, vereinbaren sie einen persönlichen Gesprächstermin. Hierbei wird die Studie erklärt, eine Einwilligungserklärung unterschrieben und in einem Fragebogen abgeklärt, dass es keine Erkrankungen gibt, welche eine Studienteilnahme unmöglich machen (zum Beispiel Herz-/Kreislauf-Erkrankungen). Dann wird ein positiver THC-Urintest fällig, womit sichergestellt wird, dass die Studie keine Nicht-Konsumierenden zum Kiffen verleitet.
Anschliessend muss man mit Wohnsitzbestätigung und Ausweis zu den Städtischen Gesundheitsdiensten (SGD), welche bei der Stadt für die Cannabis-Studie zuständig sind. Dort fertigt die Stadt einen Studienausweis an – mit Lichtbild, Hologramm und QR-Code. Erst nachdem der Ausweis bei der Bezugsstelle angekommen ist, kann diese legal verkaufen, denn jede verkaufte 5 Gramm-Packung muss genau im bundesweit eingesetzten Track & Trace-System dokumentiert werden, welches im Auftrag des BAG entwickelt wurde.
In einigen Projekten gibt es nur wenige Sorten, oft von nur einem Lieferanten. Im «Züri Can»-Projekt haben wir das grosse Glück, mittlerweile auf 13 Sorten aufgestockt zu haben, welche von zwei verschiedenen Produzenten (SwissExtract und Pure) geliefert werden.
Neben drei Haschisch-Sorten gibt es hauptsächlich Blüten-Sorten zur Auswahl, welche mit tiefen (5 %), mittleren (10-15 %) und hohen THC-Gehalten (20 %) das ganze Spektrum abdecken. In anderen Projekten gibt es zusätzlich auch Edibles, Vape-Pens und Öle. Im LI102 haben wir ausführlich über unser Sortiment berichtet.
Besonders schön ist es, dass wir im Gegensatz zum Schwarzmarkt in diesem Projekt viel Transparenz schaffen können. So ermöglichen wir es den Teilnehmenden nicht nur, sich bei jeder Sorte die Genetik und dominanten Terpene anzusehen, sondern stellen auch die detaillierten Laborberichte zur Verfügung. Diese beziffern die einzelnen Wirkstoffe (THC, CBD, CBG, CBN etc.) jeder Charge und belegen die Schadstofffreiheit.
Die gesetzliche 20 %-Limite ist zu tief für Haschisch, welches im Schwarzmarkt oft deutlich potenter ist. Teilnehmende würden gerne einen Monatseinkauf mitnehmen, statt an verschiedenen Tagen für nur 10 Gramm vorbeizukommen. Es gibt grosse Unterschiede zwischen den Produkten der verschiedenen Produzenten, aber der Bio-Outdoor-Anbau in der Schweiz funktioniert super und steht dem Indoor-Anbau in nichts nach (im Gegenteil!).
Die grosse Bürokratie (viele Bedingungen und Schritte) sowie ein generelles Misstrauen gegenüber Stadt und Bund schreckt viele Interessierte vor einer Teilnahme ab. Teilnehmende wählen in erster Linie Produkte mit hohem THC-Gehalt, aber wie ausgeprägt und intensiv der Flash ist, hängt in erster Linie von der Sorte ab, nicht nur vom THC-Gehalt. Der Aufbau eines Social Clubs ist intensiv. Solche Projekte sind in unserer Gesellschaft nach wie vor stigmatisiert, selbst wenn sie legal sind.
Wer Interesse hat teilzunehmen: Wir haben noch ca. 10 Plätze frei! Weiteres auf hanfstueb.li.
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