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Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Vereins Legalize it! Erstmals konnten wir Studienteilnehmenden im Rahmen des Stadtzürcher Pilotprojektes «Züri Can» legal THC-haltiges Cannabis verkaufen. Stand November 2023: bereits über zwei Kilogramm!
Im Herbst 2023 hatten wir berichtet, dass es zahlreiche Bewilligungen brauchte, damit wir schliesslich am 22. August mit dem legalen Cannabis-Verkauf loslegen konnten. Für einen erfolgreichen Verkaufsstart braucht es neben den Bewilligungen noch die Studienausweise – und natürlich das Studiencannabis.
Wie der Verkauf gestartet ist und mit welchen Problemen wir für einen pünktlichen sowie erfolgreichen Verkaufsstart zu kämpfen hatten, wollen wir im Folgenden ausführen.
Mitte August konnten wir endlich bei den Produzenten zum ersten Mal Studiencannabis bestellen. Als wir das Paket bei der Post abholten, lernten wir, was eine «Dispobox» ist: Bei dieser Versandart wird kein herkömmlicher Karton genutzt, sondern die Post stellt eine Dispobox bereit, in welche der Produzent die Ware verpackt. Bei der Auslieferung bleibt die Dispobox bei der Kundschaft bis zur nächsten Lieferung, wenn leere gegen volle getauscht werden. Prinzipiell ist die Dispobox eine tolle, umweltfreundliche Idee. Allerdings klappte die Umsetzung nicht wie erwartet: Die Postbeamtin bestand darauf, dass wir die Dispobox nicht mitnehmen dürfen, sondern die Ware an Ort und Stelle umpacken müssen! Sprich fast 70 Packungen à fünf Gramm frisch verpacktem Cannabis.
Wir alle wissen, wie geruchsintensiv Cannabis sein kann, und kurze Zeit später duftete die ganze Postfiliale nach frischem Gras. Was für die anderen Kundinnen und Kunden wohl kurios oder belustigend gewirkt hat, belustigte die Pöstlerin gar nicht. Sie sprach plötzlich davon, die Polizei zu rufen! Nur mit viel Überzeugungsarbeit konnten wir sie und den Filialleiter davon überzeugen, dass wir Teil des Pilotprojekts sind, in dem ganz legal Cannabis per Post an uns geschickt wird.
Für alle folgenden Lieferungen konnten wir mit den Produzenten vereinbaren, dass sie normale Pakete nutzen und die Verpackung geruchsdichter gestalten.
Nachdem die erste Warenlieferung eingetroffen war, fehlten nur noch die Studienausweise. Viel später als ursprünglich geplant hatte uns die Stadt die Studienausweise geschickt. Erst am Montag, 21. August, einen Tag vor Verkaufsstart, hatte die Post den ersten Zustellversuch unternommen. Die meisten anderen Social Clubs erhielten ihr Paket am Montag, doch unser Zustellversuch blieb erfolglos und wir haben Blut geschwitzt. Es stellte sich heraus, dass die Stadt das Paket falsch adressiert hatte – an «SC Hanfstübli» statt an «Legalize it! Social Club». Diese falsche Adresse war schon vor Monaten unbemerkt in einer Datenbank gelandet.
Als wir dieses Missgeschick am Montag Nachmittag bemerkten, war die Verzweiflung gross: Ohne die Studienausweise hätten wir den Verkaufsstart nicht durchführen können! Das Track & Trace-System, in welchem jede Abgabe erfasst werden muss, erfordert den Scan des Studienausweises. Über 40 Teilnehmende hatten wir eingeladen, am Dienstag ab 16 Uhr nach und nach vorbeizukommen und ihre erste Cannabis-Bestellung abzuholen.
Nur dank klärenden Telefonaten mit der Post konnten wir noch in letzter Minute erreichen, dass am nächsten Tag garantiert ein neuer Zustellversuch unternommen würde, statt dass das Paket nun an den Absender zurückgegangen wäre.
Damit der Postbote am Dienstag dann auch garantiert jemanden antrifft, entschlossen sich Markus und Michael, ab 6 Uhr 55 (!) den Morgen vor dem Basislager-Eingang zu verbringen und den Pöstler zu erwarten. Kurz nach 9 Uhr traf dieser dann ein und konnte uns tatsächlich das Paket mit den Studienausweisen aushändigen!
Bereits kurz vor 16 Uhr trafen die ersten Studienteilnehmenden im Basislager ein. Wir gingen mit allen einzeln die gleichen Schritte durch: Studienausweis scannen, Ausweisnummer abgleichen, Ausweis als abgegeben markieren und speichern, Ware scannen, Ware aushändigen, Safer-Use-Broschüre aushändigen, gratis Aktivkohlefilter anbieten und natürlich etwaige persönliche Fragen beantworten.
Bei allen war die Vorfreude merklich spürbar und die meisten kamen bereits mit einem Lächeln auf den Lippen in den Raum. «Endlich legales Cannabis! Darauf habe ich 30 Jahre gewartet!», strahlten uns manche freudig an.
Einige hätten am liebsten gleich von allen Produkten mal eine Packung mitgenommen, um sich durchzuprobieren, doch das Gesetz zu den Pilotversuchen sieht ein Limit von 10 Gramm Cannabisprodukte pro Abgabetag, also zwei Packungen, vor.
Das Fazit des ersten Tages: Wir haben am 22. August 38 Teilnehmenden insgesamt 69 Packungen verkauft. Das war bislang (Stand: 30. Oktober) der erfolgreichste Abholungstag, doch mit der kontinuierlich steigenden Anzahl Mitglieder werden wir diesen Rekord wohl bald brechen.
Neben dem Track & Trace-System, das «CDS» der Firma Cannavigia, welches im Auftrag des BAG entwickelt wurde und von allen Cannabis-Pilotprojekten der Schweiz verwendet wird, gibt es auch noch das «Züri Can»-System, welches im Auftrag der Stadt Zürich von der ITW entwickelt wurde. Diese beiden Systeme müssen zusammenarbeiten, wenn Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der ersten Abgabe ihren Studienausweis erhalten. Nach dem Markieren des Studienausweises als ausgehändigt ändert sich der Status im ITW-System auf «bezugsberechtigt», was dann an das CDS-System kommuniziert wird, wo der Status auf «aktiv» wechselt und fortan Cannabis-Abgaben verbucht werden können.
Zu Beginn des Projekts gab es immer wieder Probleme mit der Synchronisation. Entweder synchronisierten sich die beiden Systeme nur langsam oder schlimmstenfalls gar nicht – einige Social Clubs mussten Teilnehmende einige Male ohne Ware wieder heimschicken.
Wir haben in einer Feedback-Sitzung mit der ITW dieses Problem klären können. Nachdem wir erklärten, dass über die ersten zwei Jahre immer wieder Studienteilnehmende nachrutschen, konnten wir erreichen, dass Änderungen im einen System künftig ohne Verzögerung vom anderen System übernommen werden. Wir gehen einen Schritt weiter und schalten die Studienausweise bereits frei, wenn sie bei uns eintreffen – so beeinträchtigen selbst tagelange Synchronisationsprobleme unseren Betrieb nicht.
Selbst wenn die Systeme funktionieren, kann immer noch einiges schiefgehen bei der Benutzung der Systeme. So wurde zum Beispiel bei der Sorte «Apricot Mimosa», die als einzige Blüten-Sorte auch einen CBD-Anteil hat, versehentlich vom Laborbericht der niedrigere CBD-Wert (7.6 %) statt der THC-Wert (9 %) abgespeichert. Das kann schon mal passieren, allerdings war es nicht möglich, diesen Wert im Nachhinein zu korrigieren.
Schlimmer noch: Später informierte uns die Stadt, dass es sogar möglich sei, das Track & Trace-System so zu benutzen, dass man versehentlich mehr Cannabis abgibt, als gesetzlich zugelassen ist! Dies zu verhindern ist ja eigentlich die Hauptaufgabe des Track & Trace-Systems, weswegen wir dies als einen wirklich peinlichen Fehler ansehen.
In unserem Fall haben wir zum Glück ein Sicherungsnetz: Wir arbeiten mit Vorbestellungen und unser Shop-System prüft das THC-Limit ebenfalls – aber korrekt! Andere Clubs, die nicht ausschliesslich mit Vorbestellungen arbeiten, haben hingegen einen erhöhten Aufwand.
Natürlich haben wir uns selbst mit den Produkten beschäftigt und uns mit den Teilnehmenden ausgetauscht. Dann wollten wir es aber genauer wissen: Wie kommen die Produkte an? Sind sich die Teilnehmenden einig oder gehen die Meinungen auseinander?
Daher haben wir eine Umfrage durchgeführt. Die Ergebnisse sind eindeutig. Die unverarbeiteten Blüten von SwissExtract kommen gut an: «Wedding Cake (16.8 % THC, kein CBD)» und «Cairo Dessert (12.3 % THC, kein CBD)» sind die beliebtesten Produkte in Geschmack und Wirkung, die dritte Blütensorte «Apricot Mimosa (9 % THC, 7.6 % CBD)» polarisiert.
Auch bezüglich der Haschisch-Taler (Pressed Pollen) von Pure fallen die Ergebnisse und Freitext-Kommentare einstimmig aus: Hasch sind sich die Studienteilnehmenden anders gewöhnt. Wir hoffen, dass Hasch-Geniessende mit den kommenden Produkten von SwissExtract zufriedener sind.
Dass unser Betrieb so gut gestartet ist und für die Studienteilnehmenden reibungslos vonstattengeht, ist dem Engagement des Hanfstübli-Teams zu verdanken. Hinter den Kulissen tun sich wahrlich Abgründe an Herausforderungen auf, mit denen man in anderen Bereichen des Detailhandels nie zu kämpfen hätte. Da gab es Fehler beim Versand der Studienausweise, die uns fast den Verkaufsstart gekostet hätten. Dank Testsendungen von Paketen konnten wir Probleme mit dem Empfang der Ware im Vorfeld entdecken, sonst wären wir beim Verkaufsstart im schlimmsten Fall ohne Ware dagestanden.
Eine zentrale Herausforderung im ganzen Projekt zeigte sich in den Abhängigkeiten von verschiedenen IT-Systemen Dritter, auf die wir beim Aushändigen der Ware und bei der Mitgliederverwaltung angewiesen sind. Wir sind verpflichtet, diese Systeme zu nutzen. Leider fanden wir in den Systemen immer wieder Softwarefehler und nicht zu Ende gedachte Prozesse. Der Ansatz, Bestellungen im Vorfeld entgegenzunehmen und nur bereits bezahlte Ware abzugeben, hat sich bestens bewährt.
Michael hat in monatelanger ehrenamtlicher Arbeit den Bestellprozess optimiert und programmiert. Unser Shopsystem sichert uns ab: Fehler der Studiensoftware können wir damit abfangen. Auch koordiniert Michael die Kommunikation mit den Produzenten und der Studienleitung. Ausserdem sichert er das finanzielle Risiko ab.
Sven kümmert sich um den regelmässigen Verkauf an Samstagen. Sonia stellt ihr Atelier zur Verfügung, führt die Aufnahmegespräche durch, macht neben dem Verkauf unter der Woche auch den Wareneingang und das Inventar, optimiert die Lagerung und führt Buch.
Unter dem Strich sind Arbeitsstunden zusammengekommen, die mittlerweile in Monaten zu beziffern sind – und für deren Kosten wir selbst aufkommen müssen. Wir haben nun aber erste Einnahmen und begonnen, einzelne Arbeiten zu bezahlen.
Aktuell haben wir 78 Mitglieder in unserer Datenbank. Von den 78 Mitgliedern haben 73 bereits bei der Stadt ihren Studienausweis anfertigen lassen und können daher bei uns Cannabis bestellen. Die verbleibenden Mitglieder haben das noch vor sich.
Wir haben also noch Platz für einige Nachzüglerinnen und Nachzügler! Wenn du Interesse hast oder jemanden kennst, kannst du dich auf unserer Webseite anmelden.
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