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Wieder ist ein Repressionsjahrgang ausgezählt. Auch 2021 waren die Zahlen rückläufig. Verliert die Repressionsmaschinerie langsam die Lust an der Hanfverfolgung? Aber Achtung: Nach wie vor werden über 20’000 Menschen pro Jahr wegen Hanf strafrechtlich verfolgt!
Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat wieder Tabellen und Kategorien geändert, vor allem sind die Totale zu den Beschuldigten (die wir bisher veröffentlicht haben) auf nicht mehr nachvollziehbare Weise verändert. Deshalb stellen wir hier nun die Straftaten dar. Diese Zahlen sind etwas höher als die Anzahl der Beschuldigten.
Nach der verlorenen Hanf-Abstimmung von 2008 kannten die Verzeigungszahlen nur eine Richtung – nach oben. Dann ersetzten die Ordnungsbussen ab 2013 einen Teil der Verzeigungen, doch die Gesamtzahlen blieben recht konstant. Seit das Bundesgericht 2017 klargestellt hatte, dass der Besitz einer laut Gesetz «straffreien geringfügigen Menge» halt tatsächlich nicht bestraft werden kann, ist die Repression auf dem Rückzug. Mittlerweile haben sich die Zahlen seit dem Höhepunkt 2015 halbiert. Das ist erfreulich, aber über 20’000 Verzeigungen pro Jahr wegen Kiffen sind nach wie vor sehr stossend!
Übertretungen stellen die tiefere Stufe der Illegalität dar. Hier geht es um Konsum von Cannabis sowie die dafür nötigen Vorbereitungshandlungen (Kauf, Besitz, Anbau, Import etc.). Übertretungen werden entweder mit Ordnungsbusse oder mit Busse und Gebühren bestraft.
Bei den Vergehen gibt es keine so klaren Trends wie bei den Übertretungen, meist gab es um die 8’000 Verzeigungen pro Jahr. Das Jahr 2015 sticht jedoch hervor: Dort wurden 3’233 Hanfsamenfälle als Vergehen verzeigt. Mittlerweile ist das abgeflacht (dafür füllt sich nun die neue Kategorie Schmuggel bei den Übertretungen mit solchen Fällen). Die letzten beiden Jahre weisen neu einen deutlichen Rückgang bei den Vergehen auf. Ist dies nur pandemiebedingt oder tatsächlich der Anfang vom Ende der Hanfrepression?
Vergehen stellen die höhere Stufe der Illegalität dar. Hier geht es ums Verschenken oder Verkaufen von Cannabis, also um die Weitergabe. Vergehen werden mit Busse, Gebühren, Geldstrafe in Tagessätzen oder in gravierenden Fällen mit Freiheitsstrafe bestraft (bedingt oder unbedingt).
Wiederum wurde tonnenweise illegaler Hanf beschlagnahmt: knapp drei Tonnen Hasch und vier Tonnen Gras sowie über 100’000 Pflanzen. Beinahe 15’000 Fälle wurden gezählt. Das sind beeindruckende Zahlen, vor allem beim Hasch sind wir auf neuen Höhen angelangt.
Nach der Übersicht in der letzten Ausgabe wollen wir dieses Mal etwas tiefer in das Repressionsgeschehen 2021 eintauchen. Wir beginnen mit einer Übersicht über die Entwicklung der wegen Hasch bzw. Gras Verzeigten in absoluten Zahlen.
Von über 40’000 Verzeigten im Jahr 2013 ging es runter auf rund 20’000. Beim Hasch blieben die Zahlen in etwa stabil. Damit erhöhte sich der Anteil der Hasch-Verzeigten an allen Verzeigten.
Wie setzen sich die Verzeigten altersmässig zusammen? Unsere beiden Grafiken stellen dar, wie viele Prozent der Verfolgten aus den vier Altersgruppen stammen. Oben die Anteile bei den Hasch-Verzeigten (braun), unten die Anteile der Gras-Verzeigten (grün).
Während der Anteil der über 30-Jährigen beim Hasch abnahm und die Jüngeren zulegten (Grafik oben), nahm der Anteil der Älteren beim Gras laufend zu, während er bei den unter 30-Jährigen sank (Grafik unten).
Hier zeigen wir, wie viele Prozent der Verzeigten einer Altersgruppe wegen Hasch verfolgt wurden. Auffällig ist die beinahe Umkehrung der Alters-Reihenfolge seit 2018: Früher war der Hasch-Anteil bei den Älteren viel höher, heute sind die Jüngeren an der Spitze.
Zunächst ging er in al-len Altersgruppen stark zurück, dann stieg er deutlich an. Die Grenzschliessung wegen der Pandemie führte 2020 zu einem Rückgang.
Für jeden Jahrgang stellen wir die Hanfsamen-Verzeigungen mit zwei Balken dar: einen für die Verzeigungen wegen Vergehen (violett) und einen für die Verzeigungen wegen Übertretungen (rot). Wir sehen hier deutlich die Verschiebung weg von den Vergehen hin zu den Übertretungen.
Bis 2011 gab es kaum Hanfsamen-Fälle und wenn, dann wurden sie meist als Übertretungen verfolgt. 2012 ging es dann los und plötzlich wurde die Mehrheit als Vergehen verfolgt. 2015 war dann das Jahr der Hanfsamenverfolgung. Seit 2020 werden nun (wieder) die meisten Fälle als Übertretungen eingeschätzt: Es fand also ein Umdenken der Behörden statt. Doch nach wie vor wird ein Teil als Vergehen verfolgt!
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