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Die Repression ist auf dem Rückzug: Die Zahlen sind seit den Höchstständen um die Hälfte gesunken. Haben Staatsanwaltschaften und Polizeien die Hanf-Verfolgung aufgegeben? Nicht ganz, aber die Intensität hat stark nachgelassen.
Nein, es war nicht die Pandemie und das weniger draussen Sein: Das war eine These für den Rückgang 2020/21 gewesen, vor allem bei den Vergehen. Denn auch 2022, wo alle wieder draussen und unterwegs waren, gingen die Zahlen weiter zurück. Die Verfolgung scheint die Segel zu streichen. Der Zerfall der Anzahl Verzeigungen sowohl bei den Übertretungen wie auch bei den Vergehen ist bemerkenswert. Ist es die Einsicht in die Sinnlosigkeit ihres Tuns? Oder waren es doch eher die beiden Bundesgerichtsentscheide über die Straflosigkeit der straffreien geringfügigen Menge, die den Eifer von vielen Polizeien und Staatsanwaltschaften haben erlahmen lassen?
Normalerweise hören die Repressionsbehörden mit der Verfolgung einer illegalen Tätigkeit auf, bevor die Gesellschaft eine gesetzliche Erleichterung beschliesst (z. B. Konkubinatsverbot), weil es einfach peinlich und eine Änderung absehbar wird. Das könnte nun als gutes Zeichen für die Zukunft gedeutet werden. Denn der Rückgang der Zahlen ist wirklich massiv und freut uns sehr!
Das Bundesamt für Statistik, das die von uns hier verwendeten Zahlen jedes Jahr zusammenträgt, hatte für 2022 keine Lust mehr, die Anzahl Ordnungsbussen (OB) von den Kantonen zu erfragen. Deshalb weiss man nicht, wie viele OB es 2022 gegeben hat. Allerdings werden es kaum mehr viele gewesen sein.
Trotz dem Rückgang gibt es noch zehntausende Verzeigungen pro Jahr. Noch gilt das alte, scharfe BetmG! Wer also in die Fänge der Strafverfolgung gerät, muss mit den gleichen Erlebnissen und Strafen rechnen wie früher.
Übertretungen stellen die tiefere Stufe der Illegalität dar. Hier geht es um Konsum von Cannabis sowie die dafür nötigen Vorbereitungshandlungen (Kauf, Besitz, Anbau, Import etc.). Übertretungen werden entweder mit Ordnungsbusse oder mit Busse und Gebühren bestraft.
Vergehen stellen die höhere Stufe der Illegalität dar. Hier geht es ums Verschenken oder Verkaufen von Cannabis, also um die Weitergabe. Vergehen werden mit Busse, Gebühren, Geldstrafe in Tagessätzen oder in gravierenden Fällen mit Freiheitsstrafe bestraft (bedingt oder unbedingt).
Oben haben wir die sinkende Anzahl Verzeigungen angeschaut (Übertretungen und Vergehen). Nun wollen wir die Anzahl der verzeigten Menschen bezüglich Hasch und Gras unter die Lupe nehmen sowie die Menge an beschlagnahmtem Material.
Die Verzeigungszahlen sind markant gesunken, wie wir oben gesehen haben. Auch die Anzahl der Verzeigten ist rückläufig, wie wir weiter unten darstellen. Doch bei den Beschlagnahmungen erreichen wir neue Höhen (Tabelle unten). Über fünf Tonnen Hasch (wenn wir das Öl dazuzählen) – fast doppelt so viel wie 2021! Das ist sogar mehr als beim Gras, auch wenn wir dort die getrockneten Blüten dazuzählen (die Aufstellung ist, wie so vieles in der Betäubungsmittelstatistik nicht gerade eine Glanzleistung, aber bessere Zahlen gibt es leider nicht). Dieses Auseinanderdriften von weniger verzeigten Menschen und mehr beschlagnahmtem Material ist bemerkenswert.
Auf alle Fälle wird weiter beschlagnahmt und verzeigt. Am Ende ist die Hanfverfolgung noch nicht. Denn nach wie vor wurde auch 2022 eine fünfstellige Anzahl Personen polizeilich bedrängt und tonnenweise Hanf beschlagnahmt. Bei den Führerausweisentzügen gibt es keine Statistik bezüglich Hanf. Diese zusätzliche Problematik darf nicht vergessen gehen.
Dies ist eine der spezielleren Entwicklungen bei den Repressionszahlen: Die Jüngeren stellen seit 2018 einen immer höheren Anteil an den Haschverzeigten. Dafür sinkt ihr Anteil bei den Gras-Verzeigten fortlaufend. In diesen beiden Grafiken stellen wir die relativen Zahlen dar.
Wegen welcher Substanz werden Menschen verzeigt? Die meisten Verzeigten werden wegen Gras-Konsum verfolgt. Aber der Anteil der wegen Hasch Kriminalisierten steigt seit Jahren. Leider wird seit 2022 die Anzahl Ordnungsbussen nicht mehr erfasst.
Auch bei den wegen Vergehen Verzeigten (Weitergabe und Handel) sehen wir, dass die meisten Verfolgungen wegen Gras stattfinden. Doch die Zahlen beim Hasch bleiben konstant, während die Gras-Zahlen regelrecht zusammensacken. Damit ist der Haschanteil 2022 auf 30 % gestiegen!
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