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Repression 2023: Die neuen Verzeigungszahlen

Die Repression ist weiterhin auf dem Rückzug: Die Zahlen sind seit den Höchstständen von 2015 um rund zwei Drittel gesunken. Viele Polizeien haben nach all den Bundesgerichtsentscheiden wohl neue Weisungen ­erhalten und sich anderem zugewandt.

Neue Tiefststände

Für die Jahre 2020/21 hatten wir noch angenommen, dass die Pandemie wohl ein Faktor in der Verfolgung gewesen sein könnte, weil die Leute sich einfach weniger in Gruppen draussen aufgehalten hatten, um das gute Kraut oder den Hasch zu konsumieren. Nachdem dann die Verzeigungszahlen für das Jahr 2022 ein weiteres Mal gesunken waren, kamen wir zum Schluss, dass die Pandemie diesen Rückgang wohl nicht erklären kann.

Wahrscheinlich haben die Bundesgerichtsurteile zur geringfügigen Menge sowie die chronische Überlastung von Polizeien und Staatsanwaltschaften der Cannabis-Repression viel Wind aus den Segeln genommen. Auf alle Fälle sind die Zahlen nun auch 2023 weiter gesunken, sowohl bei den Übertretungen (deutlich) wie auch bei den Vergehen (wenig) – grafische Darstellung siehe nächste Seiten.

Wie tief werden die Zahlen sinken?

Interessant dürfte es nun in den nächsten Jahren werden – wann ist der Tiefpunkt erreicht? Haben die zahlreichen Pilotprojekte einen dämpfenden Einfluss? Sehen die Repressionsorgane die Sinnlosigkeit ihres Tuns in allen Kantonen ein?

Vor allem seit 2015 werden jeden Frühling Samenbestellungen vom Zoll herausgefischt und den lokalen Behörden weitergeleitet – daran hat sich nichts geändert. Doch die Heftigkeit der Verfolgung im 2015 wurde glücklicherweise nie mehr auch nur ansatzweise erreicht. Obwohl der Zoll nach wie vor jedes Hanfsamen-Couvert ­verzeigt, das er findet, investieren die Polizeien ­weniger Ressourcen in die Strafverfolgung (seltener Hausdurchsuchungen, schrift­liche statt persönliche Befragungen, ­Verfolgung meist als Übertretung, eher ­selten als Vergehen).

Immer noch zu viel!

Je nach Zählweise sind es aber immer noch 20'000 verzeigte Straftaten pro Jahr – also knapp 55 pro Tag. Tiefststände hin oder her: Dies sind immer noch (zu) viele – vor allem jetzt, wo unser Nachbar Deutschland neue Wege geht und wir interessiert über die Grenze schauen und uns eine bessere Zukunft auch in der Schweiz erhoffen.

Die Verfolgung von Hanf-Übertretungen 2009-2023

Übertretungen stellen die tiefere Stufe der Illegalität dar. Hier geht es um Konsum von Cannabis sowie die dafür nötigen Vorbereitungshandlungen (Kauf, Besitz, Anbau, Import etc.). Übertretungen werden entweder mit ­Ordnungsbusse oder mit Busse und Gebühren bestraft.

Die Verfolgung von Hanf-Vergehen 2009-2023

Vergehen stellen die höhere Stufe der Illegalität dar. Hier geht es ums Verschenken oder Verkaufen von Cannabis, also um die Weitergabe. Vergehen werden mit Busse, Gebühren, Geldstrafe in Tagessätzen oder in gravierenden Fällen mit Freiheitsstrafe bestraft (bedingt oder unbedingt).

Repression 2023: Beschlagnahmtes Material

Die Anzahl Verzeigungen wegen Cannabis nimmt ab, das haben wir in den Grafiken oben dargestellt. Nun schauen wir die Anzahl der verzeigten Menschen an, speziell das Verhältnis zwischen den Gras- und Hasch-Verzeigten. Wir beginnen mit dem beschlagnahmten Material.

Massiv weniger beschlagnahmt

2023 wurde nun drastisch weniger beschlagnahmt als noch 2022: Beim Hasch ging es von knapp fünf auf 1.2 Tonnen zurück, beim Gras von ebenfalls knapp fünf auf 2.4 Tonnen.

Keine perfekte Statistik

Klar, die Zusammenstellung des Bundesamtes für Statistik (BFS, siehe Tabelle unten) ist nicht wirklich überzeugend. ­Einige Angaben sind sehr fragwürdig (bei den Hanfsamen die 390 Pflanzen zum Beispiel oder die Marihuana-Pflanzen, die ja das Gleiche sind wie die weiter oben aufgeführten Hanf-Pflanzen…). Alle Kantone zählen auf ihre Weise und das BFS ist wohl einfach zu bequem, um das alles abzugleichen. Ebenfalls zu viel ist es dem Amt seit 2022, die Ordnungsbussen wegen Cannabiskonsum überhaupt noch zu erheben. Aber eben: Bessere Zahlen gibt es nicht und die Tabelle gibt doch einen Einblick, was die Repression so aus dem Verkehr zieht. Da es dadurch nie Engpässe gibt, sehen wir, dass eben noch viel mehr Material zu den Konsumierenden gelangt und die Verfolgung nur sehr beschränkt erfolgreich ist.

Falls die Repressionsmaschinerie jedoch dich rauspickt, hast du ein Problem!

Hasch / Gras 2009-2023: wegen Übertretungen Verzeigte

Die meisten ­wegen Übertretungen Verzeigten werden nach wie vor infolge Gras-Konsums verfolgt. Doch die Zahlen wegen Gras sind in den letzten vier Jahren weiter gesunken, während die Hasch-Zahlen gestiegen sind. Damit lag der Haschanteil 2023 bei 40 % – 2009 hingegen bei nur 12 %.

Entwicklung Hasch / Gras

Zum dritten Mal lag die ­Anzahl der Verzeigten un­ter 20’000, die Verfolgung geht also zurück. Zum zweiten Mal wurden keine Zahlen zu den Ordnungsbussen veröffentlicht.

Hasch / Gras 2009-2023: wegen Vergehen Verzeigte

Auch bei den wegen Vergehen Verzeigten sehen wir ein ähnliches Bild: Die Zahlen aufgrund von Gras gingen zurück, während die Zahlen wegen Hasch konstant blieben oder stiegen. Damit lag der Haschanteil 2023 bei 43 %, während er 2009 noch tiefe 12 % betragen hatte.

Entwicklung Hasch / Gras

Den drastischen Rückgang der Repression sehen wir in dieser Grafik auch bei den wegen Vergehen Verzeigten, allerdings um ein paar Jahre verzögert im Verhältnis zu den wegen Übertretungen Verzeigten (Grafik oben).

Die Hanfverfolgung betrifft also weniger Menschen und entzieht dem Schwarzmarkt weniger Material. Das freut alle dort Beteiligten. Gesellschaftlich wäre aber ein legaler Umgang wohl besser…

Anteile an allen Verzeigten nach Altersgruppen 2009-2023

Früher machten die über 30-Jährigen gegen 40 % der Hasch-Verzeigten aus. Dieser Anteil sank über die Jahre auf 25 %. Entsprechend stieg der ­Anteil der unter 30-Jährigen von rund 60 auf 75 %. Speziell bei den unter 20-Jährigen ist das gut ersichtlich: Von 20 ging es hinauf auf knapp 40 %.

Entwicklung beim Gras

Bei den wegen Gras Verzeigten sehen wir, wie die über 30-Jährigen von ca. 20 %-Anteil auf 40 % kletterten, während die unter 30-Jährigen von über 80 auf 60 % fielen.

Quelle

Polizeiliche Kriminal­statistik (BFS), grafische Darstellungen durch uns. «Gras» umfasst Cannabis, Marihu­ana, Hanf (Jungpflanze, Pflanze getrocknet, Pflan­ze frisch), Hanfsamen. «Hasch» umfasst Haschisch-Öl, Haschisch und ­synthetische Cannabinoide. Bei den Ordnungsbussen wurde die Substanz nicht erfasst.

Zuletzt geändert: 2024/12/06 14:36

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